Die Erweiterung der bekannten Lenormand Symbole um zusätzliche 34 Karten, bietet für den Kartenleger viele neue Möglichkeiten der Erkenntnis. Allerdings erfordert es auch, sich mit neuen Kartenbedeutungen und den Legetechniken auseinander zu setzen. In diesem Artikel möchte ich die verschiedenen Möglichkeiten darlegen, wie man die Mondnacht Lenormand Zusatzkarten in der Praxis einsetzen kann.
Ein Kartendeck, oder doch besser zwei?
Die erste Entscheidung, die man treffen muss, wenn man die Zusatzkarten einsetzen möchte, betrifft die Frage, ob man zwei getrennte Kartendecks behält, oder ob man die 34 Zusatzkarten und die 36 klassischen Lenormand Karten zu einem dann 70 Karten umfassenden Gesamt-Kartendeck vermischt.
Wenn man sich für die erste Variante entscheidet und zwei getrennte Kartendecks behält, dann ergibt sich die sinnvollste Anwendung daraus, dass man die eigentliche Kartenlegung mit dem klassischen Kartendeck durchführt und das Zusatzkartendeck lediglich dafür verwendet, in bestimmten Fällen ergänzende Karten zu ziehen, um zusätzliche Einsichten in die Bedeutung einzelner Karten zu erhalten.
Ein Beispiel dafür, wie so etwas in der Praxis aussehen könnte, finden Sie in meinem letzten Beitrag zu der Dreier Kombination der Karten Ruten, Schiff und Herz. Dort habe ich aus den Zusatzkarten das Symbol Katze gezogen und erklärt, wie es dazu genutzt werden könnte, um die Bedeutung der Karte Ruten einzugrenzen und so zu einer klaren Aussage für die gezogene Dreier Kombination zu gelangen.
Das gleiche Prinzip lässt sich auch anwenden, wenn Sie die Große Tafel ausgelegt haben. Sollten sich bei einzelnen Karten oder Kombinationen Unklarheiten ergeben, stellen Sie sich die Frage, um was es hier wirklich geht und ziehen dann eine klärende Karte aus dem Stapel der Zusatzkarten. Wichtig ist, zu beachten, dass die Zusatzkarte in diesem Fall lediglich eine Hilfe darstellt, um zu erkennen welche Bedeutung die entsprechende Karte oder Kombination hat. Sie sagt nichts darüber aus, wie die ursprüngliche Frage des Ratsuchenden zu beantworten ist. In diesem Sinne wird die Zusatzkarte zu einem Filter, der die Bedeutungsvielfalt einer anderen Karte einschränkt und damit das Deuten erleichtert.
70 Symbole in einem einzigen Kartendeck
Die volle Deutungskraft der Zusatzkarten erschließen Sie sich aber am besten, indem Sie die 34 Zusatzkarten und die 36 klassischen Lenormand Karten zu einem großen 70 Karten umfassenden Deck vermischen. Mit diesem erweiterten Arsenal an Symbolen können Sie nun Ihre Kartenlegungen wie gewohnt vornehmen, indem Sie z.B. das Keltische Kreuz oder die Große Tafel auslegen. Alternativ ergibt sich auch die Möglichkeit, sogar alle 70 Karten in einer Extra Großen Tafel auszulegen und in seiner Gesamtheit zu deuten, aber dazu später mehr.
Bei der Anwendung in kleinen Legesystemen, wie dem Keltischen Kreuz oder auch der Neunerlegung, ergeben sich durch die Einbeziehung der Zusatzkarten keine deutungstechnischen Änderungen. Sie können die Karten wie gewohnt lesen, nur dass Sie jetzt die Bedeutung der neuen Symbole berücksichtigen müssen und damit ein differenzierteres Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung haben.
Wenn Sie hingegen die Große Tafel in der 8×4+4 oder der 9×4 Variante auslegen, dann sind Sie mit dem besonderen Fall konfrontiert, dass gegenüber der klassischen Variante, bei der alle 36 verfügbaren Karten ausgelegt werden, jetzt nur noch 36 von 70 möglichen Karten ihren Eingang in das Kartenbild finden. Daraus ergeben sich einige Besonderheiten, die ich im folgenden erklären möchte.
Besonderheiten beim Auslegen der Großen Tafel
Die Tatsache, dass nun nicht mehr alle zur Verfügung stehenden Karten ausgelegt werden, führt zu dem nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass Symbole, die für die Beantwortung einer Frage nicht relevant sind, auch nicht im Kartenbild erscheinen müssen, bzw. dass das Nicht-Erscheinen eines Symbols auch eine zusätzliche Deutungsebene darstellen kann.
So lässt sich bspw. die Abwesenheit von negativen Symbolen wie Sarg, Sense und Fuchs als Bestärkung der positiven Aussage eines Kartenbildes verstehen. Genauso kann das Fehlen von Sonne, Klee und Blumen die Negativität stärker betonen. Sich bewusst zu machen, dass bestimmte Karten nicht ausgelegt wurden und sich zu fragen wieso das der Fall war, kann die Aussagekraft der Karten erhöhen.
Grundsätzlich ist es so, dass wie auch immer die Karten fallen, es immer einen Grund gibt, warum sie genau so fallen, wie sie es getan haben. Dies gilt auch für den besonderen Fall, dass u.U. die Karte für die Hauptperson oder deren Partner gar nicht im Kartenbild erscheint. Auch dies wäre bei dieser Art die Große Tafel zu legen möglich.
Ein Grund könnte hierfür z.B. darin liegen, dass der Ratsuchende sich dem Problem nicht stellen möchte und sich u.U. vor der Antwort versteckt. Vielleicht ist er aber auch einfach nur nicht Teil der Antwort, in dem Sinne, dass er keinen Einfluss auf die Situation nehmen kann, oder dass er sich zumindest so fühlt, als könne er dies nicht. Es gibt hier viele Deutungsmöglichkeiten, die von der jeweiligen Situation abhängen und die in der klassischen Form mit 36 Karten so nicht möglich gewesen wären.
Die Bedeutung der Häuser
Wenn Sie nicht alle 70 Karten auslegen, sondern nur 36, dann arbeiten Sie auch nur mit den ersten 36 Häusern. Die Karten 37 bis 70 sind in diesem Fall sozusagen heimatlos und Sie können die Häuserpositionen verwenden, wie Sie es auch bisher mit den klassischen 36 Lenormand Karten gehandhabt haben.
Fällt z.B. die Truhe mit der Nummer 61 auf die fünfte Position der Großen Tafel, dann liegt sie im Haus des Baumes und kann entsprechend der Kombination Truhe/Baum gedeutet werden. Das funktioniert dann genau so, wie Sie auch bisher die Häuser eingesetzt haben. In diesem Fall könnte die Truhe dann für das “Bewahren der Gesundheit” stehen.
Einen wichtigen Faktor stellen die Häuser auch dann dar, wenn z.B. die Hauptperson und ihr Partner, also die Karten 28 und 29 nicht im Kartenbild erscheinen. Denn auch wenn dies wie oben beschrieben einen Grund hat und schon für sich genommen eine Aussage darstellt, so ist es doch wichtig für diese beiden Karten einen Bezugspunkt zu anderen Karten herstellen zu können. Dies geschieht in diesem Fall über die Häuser 28 und 29.
Gleiches gilt für die Fälle in denen eine wichtige Signifikator Karte nicht im Kartenbild erscheint. Geht es bspw. um eine Beziehungsfrage und der Ring wird nicht ausgelegt, dann hat das einen wichtigen Grund, aber dennoch braucht man das Haus des Ringes, um eine thematische Verbindung zu anderen Karten herzustellen.
Eine ausführliche Deutung der Großen Tafel finden Sie in dem folgenden Beitrag:
Praxisbeispiel für die Deutung der Großen Tafel mit Zusatzkarten
Die Extra Große Tafel mit 70 Karten
Zuletzt ist natürlich auch das Auslegen der gesamten 70 Karten möglich. Man braucht hierzu einen ausreichend großen Tisch und auch etwas Geduld, denn sich hier einen Überblick zu verschaffen ist schwieriger als mit 36 Karten. Dennoch ist das Deuten dieser “Extra Großen Tafel”, überraschender Weise, mit etwas Übung nicht unbedingt sehr viel zeitaufwändiger, als bei der regulären Großen Tafel.
Ich empfehle die Auslage in einem System von 7 Reihen à 10 Karten. So ergibt sich eine symmetrische Form und durch die Anlehnung an das Dezimalsystem, lassen sich die Häusernummern vergleichsweise schnell finden, indem man auf der rechten Seite die Zehner-Positionen abzählt.
Ein enormer Vorteil dieser Extra Großen Tafel ist auch, dass hier wieder alle Karten ein zu Hause finden, d.h. Sie können mit allen 70 Häusern arbeiten und das Häusersystem wie gewohnt anwenden. Allerdings zeigt sich hier auch relativ schnell, dass Ihnen das Deuten der Extra Großen Tafel leichter fallen wird, je besser Sie bereits die Bedeutungen und die Zahlenzuordnungen der neuen Symbole verinnerlicht haben.
Auch zur Extra Großen Tafel wird es in nächster Zeit in diesem Blog ein ausführliches Praxisbeispiel geben.
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