Eines der vermutlich ältesten und bekanntesten Legesysteme ist das Keltische Kreuz. Ursprünglich wurde es wahrscheinlich für die Tarot Karten entwickelt, aber auch für andere Wahrsagekarten eignet es sich vorzüglich zur Analyse einzelner Aspekte eines Problems. Das Keltische Kreuz ermöglicht Einsichten in die Ursachen einer Problemstellung und zeigt Zukunftstrends auf. Vor allem eröffnet es aber einen Blick auf die Rolle, die der Fragesteller bei dem jeweiligen Thema einnimmt. Man kann dieses Legemuster auch sehr gut als Ergänzung zur großen Tafel auslegen, wenn man einen bestimmten Aspekt des Kartenbildes genauer unter die Lupe nehmen möchte.
Was ist eigentlich ein Keltenkreuz?
Das Keltenkreuz stammt aus der mittelalterlichen sakralen Kunst des keltischen Kulturraums. Es zeichnet sich optisch vor allem durch den Ring aus, der um den Schnittpunkt der Balken des Kreuzes liegt. Genutzt wurde dieses alte keltische Zeichen in früheren Zeiten als Markierung für besondere Gebiete oder heiliges Land und es diente oft als gesellschaftlicher Treffpunkt, an dem gemeinschaftlich gebetet und gefeiert wurde. Das Keltenkreuz ist aber ebenso als Schutzsymbol zu verstehen und sollte dazu einladen, in sich zu gehen und Andacht zu halten. Im Sinne dieses Symbols zeigt das Keltische Kreuz als Legesystem dem Fragesteller seine Position im Leben und in der Gesellschaft auf und erinnert daran, in sich zu gehen und zu verstehen welche Einflüsse auf eine bestimmte Situation wirken.
Wie wird das Keltische Kreuz ausgelegt?
In der klassischen Auslegung dieses Systems verwendet man 10 Karten, die man der Reihe nach auf die folgende Weise auslegt:
Für die Karte auf Platz 1 wählt man in der Regel vor dem Mischen den Signifikator aus, der der jeweiligen Fragestellung entspricht. Geht es bspw. um ein Beziehungsproblem, dann würde man den Ring aus dem Kartendeck herausnehmen, vor sich aufgedeckt hinlegen, dann die restlichen Karten mischen und entsprechend der oben beschriebenen Systematik die Karten 2 bis 10 auslegen.
Wie wird das Keltische Kreuz gedeutet?
Im Gegensatz zur Großen Tafel werden beim Keltischen Kreuz keine Kombinationen aus mehreren Karten gebildet. Es ist vielmehr so, dass jeder Kartenposition eine bestimmte Bedeutung zugewiesen ist und die Karte, die auf diese Position fällt, dann in dieser Weise einzeln gedeutet wird.
Die Bedeutungen der einzelnen Kartenpositionen:
Position 1: Hier liegt die Signifikator Karte, die das Thema der Frage beschreibt. Hat man den Signifikator vor dem Mischen aus dem Kartendeck heraus genommen, dann wird die Karte an dieser Position jetzt nicht weiter gedeutet. Hat man es dem Zufall überlassen, welche Karte an diese Position fällt und damit das Thema der Frage nicht vorher eingegrenzt, dann kann man die Karte jetzt in dem Sinne deuten, dass sie beschreibt um welches Thema es bei der zu analysierenden Situation geht.
Position 2: Die Karte an dieser Position beschreibt, was einem in dieser Situation begegnet oder was einen beeinflusst. Das können positive und negative Kräfte sein, die auf diese Situation einwirken. Es werden mit dieser Karte Umstände beschrieben, die auf das Thema Einfluss nehmen.
Position 3: Diese Position beschreibt das Unbewusste und die Gefühle. Hier findet sich oft der tiefere Grund, der die Basis des Problems ausmacht und der einem nicht bewusst ist. Aspekte einer Situation, die sich hier zeigen müssen für den Fragesteller erst noch aufgedeckt werden. Es sind häufig auch Elemente, die der Ratsuchende verdrängt.
Position 4: Hier findet sich die bewusste Seite der Situation. Dinge über die der Fragesteller nachdenkt, Aspekte die er wahrnimmt und erkennt. Die rationale und offensichtliche Ebene eines Problems zeigt sich hier.
Position 5: An dieser Stelle zeigt sich die unmittelbare Vergangenheit. Man findet hier im Sinne einer Kausalität das entscheidende Ereignis, das zu der jetzigen Situation geführt hat.
Position 6: An dieser Position findet sich ein Hinweis darauf, was als nächstes in unmittelbarer Zukunft folgen könnte.
Position 7: Die Karte an dieser Position beschreibt den Fragesteller selbst. Man findet hier Informationen dazu wie er selber die Situation einschätzt, aber auch in welcher Verfassung er sich befindet, bzw. in wieweit er von der Situation in seinem Innersten berührt wird. Was löst das Problem in ihm aus?
Position 8: Diese Position beschreibt das Umfeld des Fragestellers. Hier lassen sich Informationen darüber ablesen, wie das Umfeld die Situation und insbesondere die Person des Fragestellers in Bezug zur Situation einschätzt. Hier erkennt man oft auch, ob das Umfeld des Fragestellers eher einen hemmenden oder einen unterstützenden Faktor darstellt.
Position 9: Hier finden sich die Hoffnungen und Ängste des Fragestellers. Was erwartet er sich bzgl. der Situation, um die es geht, oder was befürchtet er vielleicht sogar? Auch Wunschvorstellungen können sich hier zeigen.
Position 10: Die letzte Karte beschreibt schließlich die Lösung oder das worauf es letztlich hinaus läuft, auch die längerfristige Zukunftsperspektive. Manchmal findet man hier die Lehre, die der Fragesteller aus dem Ganzen ziehen soll oder wird.
Ein Praxisbeispiel für das Keltische Kreuz
Bei diesem Praxisbeispiel geht es um eine Dame, die am Arbeitsplatz seit kurzem Probleme mit den Kollegen hat. Sie wird gemobbt, bei ihren Aufgaben immer wieder von den Mitarbeitern ausgebremst und geht inzwischen nur noch mit einem flauen Gefühl zur Arbeit. Auch wenn sie grundsätzlich Spaß an ihrer Arbeit hat und die Kollegen im Prinzip mag, möchte sie so einfach nicht mehr weiter machen. Sie versteht nicht warum sie in diese Situation gekommen ist, denn früher ist sie immer mit allen gut ausgekommen und es herrschte ein ausgesprochen gutes Arbeitsklima.
Position 1: Hier wurde der Anker als Signifikator für die Arbeit vor dem Mischen der Karten ausgelegt.
Position 2: Der Bär repräsentiert im Arbeitsumfeld den Chef, oder allgemein einen Vorgesetzten. Ihn in dieser Position anzutreffen bedeutet, dass er wahrscheinlich in irgendeiner Weise auf die Situation einwirkt und eine wichtige Rolle spielt. Die Karte kann aber auch genauso ganz allgemein für das Prinzip der Mitarbeiterführung oder der Machtausübung stehen, die hier die Situation möglicherweise beeinflusst.
Position 3: Die Mäuse sind an dieser Position und mit dieser Fragestellung ein klarer Ausdruck von Schwäche und einem mangelnden Selbstbewusstsein. Auch wenn es der Fragestellerin nicht bewusst ist, fühlt sie sich minderwertig und ruft auf diese Weise das Verhalten ihrer Kollegen hervor.
Position 4: Diese Position beschreibt die bewusste Seite der Situation und den Berg hier zu finden, ist ein Ausdruck der Ratlosigkeit. Die bewusste Wahrnehmung der Situation ist blockiert und die Fragestellerin ist nicht in der Lage das Offensichtliche zu erkennen und rational einzuordnen.
Position 5: An dieser Stelle zeigt sich mit der Karte Sarg, dass es in der unmittelbaren Vergangenheit eine Krisenlage in dem Unternehmen gegeben hat, die in einem kausalen Zusammenhang zu der jetzigen Situation steht. Wahrscheinlich hat dieses Ereignis zu dem Verlust des Selbstbewusstseins der Fragestellerin geführt, das diesem Problem zugrunde liegt.
Position 6: Der Ring zeigt in dieser Position, dass es in unmittelbarer Zukunft bzgl. des Problems der Fragestellerin ein Bündnis, oder möglicherweise eine vertragliche Vereinbarung, geben wird. In jedem Fall ist es ein Ausdruck für ein verbindendes Ereignis. Aber der Ring steht auch für etwas Wertvolles, möglicherweise ist es ein Ereignis, das der Fragestellerin ihren großen Wert vor Augen führt.
Position 7: Das Kreuz ist an dieser Stelle der Ausdruck einer gewissen Schicksalsergebenheit. Die Fragestellerin sieht sich in dieser Situation als Opfer der Umstände und fügt sich in ihrem Innersten gewissermaßen in ihr Schicksal.
Position 8: In der großen Tafel würde die Karte der Dame immer die Fragestellerin repräsentieren. Nicht so bei dieser Legung mit dem Keltischen Kreuz. Hier würde es wenig Sinn machen diese Kart so zu deuten und entsprechend treten andere Bedeutungen in den Vordergrund, die diese Karte ebenfalls einnehmen kann. So in diesem Fall z.B. die Bedeutung der Passivität, die sich nahtlos in die Logik des Gesamtbildes einfügt. Die Position 8 beschreibt immer das Umfeld der Fragestellerin und wie sie eingeschätzt wird. Hier kann man deuten, dass das Umfeld sie als passiv einschätzt.
Position 9: Das Schiff ist ein Symbol für etwas weit entferntes und an dieser Position kann man diese Karte so deuten, dass die Fragestellerin sich wünscht weit entfernt zu sein. Sie möchte sich diesem Problem eigentlich nicht stellen und würde sich wünschen dem ganzen Schlamassel aus dem Weg gehen zu können. Sie wünscht sich an einen weit entfernten Ort, fernab dieser Probleme.
Position 10: Auf der letzten Position zeigt sich nun die längerfristige Zukunftsperspektive und mit der Sonne kann man sagen, dass diese Aussicht rosiger nicht sein könnte. Es wird sich alles zum besten wenden. Aber man kann an dieser Position auch Lösungsansätze ablesen und wenn man die Informationen, die man aus den anderen Kartenpositionen erhalten hat, verinnerlicht, dann ist offensichtlich, dass die Sonne der Fragestellerin sagen möchte, dass sie das Problem mit Optimismus, voller Lebenskraft und Energie angehen muss, wenn sie eine Lösung erreichen möchte. Sie muss die Gefühle von Minderwertigkeit ablegen und aktiv werden. Vor allem sollte sie das unschöne Erlebnis aus der näheren Vergangenheit bewusst verarbeiten und sich klar machen, warum sie das so runter zieht. Der Vorgesetzte auf Position 2 erscheint in der Gesamtansicht aller Karten jetzt als eine sehr positive Kraft und es würde sich für die Fragestellerin anbieten, den Chef in die Lösung der Situation mit einzubinden.
Ein weiteres Praxisbeispiel zum Keltischen Kreuz finden Sie in diesem Artikel:
Ein Lenormand Praxisbeispiel mit dem Keltischen Kreuz