In meinem heutigen Beitrag möchte ich eine ausführliche Deutung der Großen Tafel in der 8×4+4 Auslegung präsentieren, auch wenn diese Analyse natürlich aus Platzgründen nicht vollumfassend sein kann. Ich habe hierzu die Mondnacht Lenormand Karten inkl. der Zusatzkarten verwendet, was bedeutet, dass ich 36 Karten aus einem Kartendeck von insgesamt 70 Karten ausgelegt habe.
Anhand dieses Praxisbeispiels möchte ich zum einen genauer erklären, welche besonderen Umstände die Zusatzkarten beim Auslegen der klassischen Großen Tafel erzeugen, aber zum anderen möchte ich auch einen Einblick in die grundsätzliche Herangehensweise beim Deuten eines Kartenbildes geben, so dass dieser Beitrag auch für alle interessant sein sollte, die die Zusatzkarten vielleicht noch nicht verwenden.
Falls Sie sich erst noch genauer über die Zusatzkarten informieren möchten, empfehle ich Ihnen die Artikel Anwendung der Mondnacht Lenormand Zusatzkarten und Bedeutungen der Mondnacht Lenormand Zusatzkarten.
Beginnen wir nun mit dem Praxisbeispiel.
Die Fragestellung
Hauptperson ist in diesem Kartenbild eine Dame, sie befindet sich in keiner festen Beziehung, ist beruflich angestellt tätig und befindet sich in der für sie unbefriedigenden Situation, dass sie für ein Unternehmen arbeitet, das weit von ihrer Heimatstadt entfernt liegt. Deshalb wohnt sie während der Woche in der Stadt ihrer Arbeitsstelle und pendelt am Wochenende zurück in ihre Heimat, wo sich ihr gesamtes soziales Leben abspielt. Am Ort ihrer Arbeit hat sie keinerlei über die Arbeit hinaus gehenden sozialen Kontakte. Sie fühlt sich dadurch innerlich zerrissen und würde es vorziehen sich in einer der beiden Städte dauerhaft niederzulassen, d.h. sowohl ihr Arbeitsleben als auch ihr Privatleben am gleichen Ort zu leben.
Die von ihr gestellte Frage lautet:
In welcher der beiden Städte werde ich glücklich? Wo soll ich Wurzeln schlagen?
Vorbereitung der Kartenlegung
Zunächst ordnen wir den wichtigsten Personen und Elementen der Fragestellung eine Signifikator Karte zu. Zuallererst ist dies natürlich die Karte 29 für die Fragestellerin, da es sich um eine weibliche Ratsuchende handelt. Sie befindet sich in keiner festen Partnerschaft, deshalb steht die Karte 28 in diesem Fall nicht für eine konkrete Person, sondern ganz allgemein für das Thema Männer im Leben der Fragestellerin oder für ihren potentiellen Lebenspartner.
Darüber hinaus ist hier natürlich der Anker als Signifikator für die Arbeit eine wichtige Karte, sowie der Park für das Sozialleben und das Haus für die Familie. Für die beiden von der Ratsuchenden genannten Städte wurden von mir die Karten Berg (Arbeitsstadt) und Schiff (Heimatstadt) festgelegt. Diese Zuordnung basierte vor allem auf den geografischen Gegebenheiten dieser Lokalitäten.
Im nächsten Schritt betrachten wir uns die Fragestellung. Es fällt vor allem sofort ins Auge, dass die Ratsuchende eine Frage stellt, die unvorteilhaft formuliert ist. Sie fragt hier in einer Weise, die die Verantwortung für eine Entscheidung vermeintlich an die Karten abgibt. Eine Antwort würde so für sie einen geringen Erkenntnisgewinn bringen.
Deshalb ist es wichtig, zunächst genauer zu analysieren, was eigentlich tatsächlich hinter dieser Frage steht. Interessanter und informativer ist es für die Ratsuchende, wenn man die Frage dahingehend umformuliert, dass man fragt, warum sie sich eigentlich in dieser Situation der Zweiteilung zerrissen und unglücklich fühlt. Was genau löst dieses Gefühl aus? Ebenso drängt sich natürlich die Frage auf, warum sie eine solche Konstellation mit einem weit entfernten Arbeitsplatz gewählt hat, bzw. vielleicht auch warum sie eine solche Situation unbewusst angezogen hat.
Es liegt schon vor dem Auslegen der Karten sehr nah, dass die Art, wie die Ratsuchende die Frage formuliert hat, eher ein Symptom beschreibt, als eine Problemlösung zu erfragen. Die geografische Teilung von Arbeits- und Privatleben ist in dieser Betrachtungsweise wahrscheinlich ein im Außen materialisierter Ausdruck ihrer inneren Zerrissenheit.
Die Empfehlung der Karten für eine der beiden Städte würde an ihrer Situation wenig ändern, statt dessen ist es wichtig, nun im Rahmen der Kartenlegung zu ergründen, woher dieser emotionale Zustand kommt und wie man ihn ggf. auflösen könnte. Darüber hinaus wäre es u.U. hilfreich zu fragen welche Umstände die Ratsuchende in den jeweiligen Städten erwarten würde, wenn sie sich vollständig für eine der beiden entscheiden würde.
Mit Antworten auf diese Fragen kann es für die Ratsuchende dann tatsächlich leichter werden, eine eigenverantwortliche Entscheidung bei der Wahl der Stadt zu treffen. Es ist wichtig sich diese Gedanken zur Formulierung der Fragen zu machen, denn nur wenn vor dem Auslegen der Karten klar ist, nach welcher Information man sucht, kann die Kartenlegung für den Ratsuchenden auch hilfreich sein.
Das Kartenbild
Nachdem die vorbereitenden Überlegungen abgeschlossen sind, können die Karten gemischt und ausgelegt werden. In diesem Fall ergab sich das folgende Kartenbild:
Der erste Blick
Bevor man mit dem eigentlichen Lesen der Karten beginnt, ist es immer gut, sich zunächst einen groben Eindruck vom gesamten Kartenbild zu verschaffen. Welche Konstellationen ziehen die Aufmerksamkeit magisch an, welche Besonderheiten sind zu beobachten und vielleicht auch, welche Karten liegen im eigenen Haus. All das sind Hinweise auf Aussagen, die für die Beantwortung der Frage später wichtig sein können und die die weitere Deutung im Sinne eines Filters beeinflussen können. Man muss diese Punkte nicht sofort im Detail analysieren, aber es ist hilfreich, sie gleich zu Beginn wahrzunehmen und im Kopf zu behalten.
In diesem Fall war es so, dass mir hier sofort die sehr dunkle Kombination aus Totenkopf und Sarg aufgefallen ist, in Verbindung mit der Glocke, die in diesem Fall ein absolut warnendes Alarmsignal darstellt. Auf den ersten Blick scheint sich hier eine wirklich bedrohliche Situation zu entwickeln, die unmittelbares Handeln erfordert. Daran anschließend, ist mir als Zweites das Fehlen der Sonne aufgefallen, das darauf schließen lässt, dass die Ratsuchende ein klares Defizit an Lebensfreude erlebt.
Der dritte Punkt, der mir Bemerkenswert schien, war die Tatsache, dass der Fuchs im eigenen Haus liegt. Auch das ein negatives Vorzeichen, das die weitere Analyse des Kartenbildes bereits in eine klare Richtung steuert.
Der Vierte Punkt ist die Tatsache, dass die für die beiden in Frage kommenden Städte festgelegten Karten Berg und Schiff nicht im Kartenbild erscheinen. Das kann bedeuten, dass die Ratsuchende sich am Ende weder für die eine noch für die andere Stadt entscheiden wird, sondern für eine zu diesem Zeitpunkt nicht bekannte dritte Stadt. Es kann auch bedeuten, dass die Antwort, die der Fragestellerin weiterhilft, nicht wirklich von der Wahl der Stadt abhängig ist, dass sie also ihr Glück unabhängig davon finden kann.
Als letzter Punkt wäre noch zu bemerken, dass der Herr und das Haus ebenfalls fehlen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Beantwortung der Frage unabhängig vom Thema eines potentiellen Lebenspartners oder der Familie ist, bzw. dieser Personenkreis keine maßgebliche Rolle bei dieser Entscheidung spielt.
Die Analyse des Kartenbildes
Ich beginne meine Analyse in den meisten Fällen bei der Karte des Ratsuchenden und den sie umgebenden Karten. In diesem Fall also die 29 mit den unmittelbar angrenzenden Karten Schlüssel, Truhe, Park und Reiter. Diese Karten geben Aufschluss darüber, was die Dame in Bezug zur Fragestellung denkt und wie sich die Situation aktuell für sie darstellt.
Direkt über dem Kopf der Dame liegt die Truhe, ein Symbol dafür, etwas aufzubewahren oder zu bewahren. Auf der einen Seite der Truhe liegt der Schlüssel, er steht für den Erfolg, bzw. in diesem Zusammenhang die Karriere und auf der anderen Seite liegt der Park, der für das soziale Umfeld steht. Beides möchte die Dame bewahren und so erfahren wir mit Hilfe dieser Karten, was für die Dame im Bezug zur Fragestellung wichtig ist, was sie bewusst beachtet.
Der Reiter neben ihr ist ein Abbild ihrer fehlenden Sesshaftigkeit. Er steht für Bewegung und Tempo, aber auch für Verkehrsmittel oder den Verkehr. In diesem Sinne kennzeichnet der Reiter den aktuellen Zustand, zwischen zwei Städten pendeln zu müssen. In diesem Fall liegt der Reiter im Rücken der Dame, was man als Symbol dafür sehen kann, dass sie sich davon abwenden möchte.
Im großen und ganzen erkennen wir hier die Situation wieder, wie sie auch schon in der Vorbesprechung von der Fragestellerin geäußert wurde. Festzuhalten bleibt an dieser Stelle, dass es für die Fragestellerin wichtig ist, sowohl ihr Bedürfnis nach Erfolg, also in diesem Fall einer beruflichen Karriere, sowie nach sozialen Kontakten miteinander zu verbinden, bzw. beides zu bewahren, ohne dabei aber ständig in Bewegung sein zu müssen.
Offenbar ist sie der Auffassung, dass ihr dies im jetzigen Moment nicht gelingt und das erzeugt verständlicher Weise das Gefühl der Zerrissenheit. Es gäbe dafür zwei offensichtliche Lösungsansätze: entweder sich einen Arbeitsplatz in der Heimatstadt zu suchen, oder aber in der Stadt ihrer Arbeitsstelle einen Freundeskreis aufzubauen. Die natürliche Frage, die sich hier für jeden anschließt wäre: Warum tut die Fragestellerin das nicht?
Von dieser Erkenntnis ausgehend, können wir nun weiter forschen. Es bietet sich an, zunächst zu fragen, was genau Erfolg für die Dame eigentlich bedeutet oder wie sich die Umstände ihrer Karriere darstellen und sich dabei die Karten rund um den Schlüssel anzuschauen. Die Pyramide spricht dafür, dass für die Fragestellerin Erfolg bedeutet, dass man Spuren in der Welt hinterlässt. Kleine Erfolge reichen ihr nicht aus, sie möchte etwas Monumentales erreichen, das in der Welt Beachtung findet.
Mit der Kombination aus Junge und Wolken kann man weiterhin schließen, dass die Fragestellerin Angst vor einem aktiven Neuanfang hat. Zusammen mit dem Brot, scheint es so zu sein, dass sie befürchtet bei einem Neubeginn wieder auf die „Grundversorgung“ zurück zu fallen, also die Möglichkeiten, die ihr aktueller Arbeitsplatz ihr bietet, zu verlieren und gewissermaßen bei Wasser und Brot zu darben.
Schauen wir nun auf die andere Seite ihrer Zerrissenheit, die sozialen Kontakte. Hier fällt zunächst die Kombination aus Reiter, Eiskristall und Totenkopf auf. Diese Karten können für das böswillige Einschränken von Beweglichkeit stehen. Wie lässt sich das mit der Fragestellung in Einklang bringen, denn die Ratsuchende möchte ja genau diese sozialen Kontakte bewahren?
Der Ratsuchenden ist ihr Bekanntenkreis nach eigener Aussage wichtig, aber gleichzeitig fühlt sie sich offenbar dadurch in ihrer freien Beweglichkeit eingeschränkt und darüber hinaus empfindet sie diesen Umstand so, als würde er ihr mit böser Absicht auferlegt. Diese Einschätzung findet jedoch unterbewusst statt, sie sieht ihn nicht, was auch dadurch ausgedrückt wird, dass im Kartenbild diese Kombination in ihrem Rücken liegt. In jedem Fall führt es dazu, dass sie versucht dieser Situation zu entfliehen und als Ausdruck dessen ihre Arbeitsstelle möglichst weit entfernt zu suchen, ohne zu wissen, warum sie das eigentlich tut.
Um diese Situation genauer zu untersuchen, würde man nun noch weitere Deutungsstränge im Umfeld der Karten Dame, Schlüssel und Park untersuchen. Dennoch wird auch jetzt schon eine Richtung ersichtlich, aus der eine hilfreiche Antwort für die Fragestellerin zu erwarten ist.
Ich möchte nun aber noch auf eine andere Besonderheit eingehen, der man bei der Benutzung der Zusatzkarten immer wieder begegnet, wenn nicht alle 70 Karten ausgelegt werden. Wir hatten zu Beginn die Karten Schiff und Berg als Signifikator für die in Frage kommenden Städte festgelegt. Nun hat aber das Kartenbild gezeigt, dass diese Karten nicht ausgelegt wurden. Möchte man jetzt z.B. ergründen, wie sich die Situation für die Fragestellerin darstellen würde, falls sie sich dafür entscheiden sollte vollständig in ihre Heimatstadt zu gehen, dann müsste man in diesem Fall nach dem Schiff als Signifikator suchen. Da die Karte Schiff nicht existiert, weicht man nun auf das Haus des Schiffes aus.
Bezeichnenderweise finden wir hier im Haus des Schiffes den Anker, der für den Arbeitsplatz steht. Dies lässt sich so deuten, dass die Karten rund um das Haus des Schiffes anzeigen, wie sich ein möglicher Arbeitsplatz in dieser Stadt für sie darstellen würde. Direkt neben dem Haus des Schiffes liegt nun die Kombination Spinne und Mädchen, die keine guten Erwartungen hervorruft.
Die Spinne steht für die Urangst des Menschen vor Schmerz und Verletzung. Das Mädchen steht für den passiven Neuanfang. Zusammen beschreibt diese Kombination eine Situation in der verdrängte Urängste wieder neu aufbrechen, und zwar ohne besonderes Zutun der Dame, sondern sozusagen automatisch.
Des weiteren finden wir hier die Kombination aus Schlange und Buch, die für ungeahnte Komplikationen stehen kann. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch einmal auf die Erkenntnisse ganz zu Beginn dieser Analyse verweisen. Wir hatten festgestellt, dass das Haus nicht im Kartenbild erschienen ist, was dafür spricht, dass die Beantwortung der ursprünglichen Frage nicht direkt mit der Familie der Ratsuchenden in Verbindung steht. Deshalb ist es dieser Stelle sehr unwahrscheinlich, dass die Schlange z.B. die Bedeutung der Person der Mutter annimmt, die sie ja häufig inne hat. Die wahrscheinlichste Bedeutung der Schlange ist in diesem Gesamtzusammenhang die der Komplikation.
In jedem Fall wird schon jetzt deutlich, dass mit der Heimatstadt tiefgreifend verbundene Probleme existieren, die vermutlich ebenfalls dazu beigetragen haben, dass die Ratsuchende sich einen möglichst weit entfernten Arbeitsplatz gesucht hat. Dennoch kann sie sich von ihrer Heimat nicht ganz lösen, sondern hält nach wie vor eine enge Verbindung dorthin. Es liegt nahe, dass genau dieser Umstand auch die Ursache dafür ist, dass sie am Ort ihrer Arbeit keinerlei soziale Kontakte aufbaut.
Das Kartenbild verbirgt noch eine große Menge an weiteren Informationen, die sich mittels unterschiedlicher Deutungsstränge untersuchen lassen. Nutzen Sie dies doch als Übungsmöglichkeit und wenden Sie die verschiedenen Deutungstechniken auf dieses Kartenbild an, die ich auch in diesem Blog bereits beschrieben habe.
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