Bei jeder Kartenlegung spielen Gefühle eine entscheidende Rolle und die korrekte Deutung eines Kartenbildes hängt insbesondere davon ab, diese in den Kombinationen auch zu erkennen. Heute beschäftige ich mich mit dem Gefühl der Gleichgültigkeit, einer Emotion, die einem beim Kartenlegen häufig begegnet und die sehr unterschiedliche Ausprägungen und Ursachen haben kann.
Bevor ich zu den verschiedenen Kombinationen komme, hinter denen sich dieser Wesenszug verbergen kann, sollten wir uns damit beschäftigen, wie man Gleichgültigkeit eigentlich definiert. Im Grunde seiner Bedeutung ist es ein Zustand der Indifferenz. Man steht anderen Menschen, Ereignissen, Meinungen oder auch Objekten gegenüber, ohne sich ein Urteil darüber zu bilden und ohne das geringste Interesse daran zu empfinden. Man bewertet nichts und empfindet weder positive noch negative Gefühle. Der Kern dieser Emotion ist das Nicht-Empfinden von Emotionen.
In diesem Sinne ist bei der Deutung von Gleichgültigkeit immer die Karte des Herzens involviert. Das Herz steht für Zuneigung, innige Gefühle, Begeisterung, Leidenschaft und Wertschätzung. Gleichgültigkeit kann man als das genaue Gegenteil dieser Gefühle sehen, nämlich dem Nicht-Vorhandensein eben jener Empfindungen. Die Karte, die das zusammen mit dem Herzen ausdrücken kann, ist der Turm. Diese Karte steht für die vollkommene Trennung und transportiert zusammen mit dem Herzen alle Elemente, die die Gleichgültigkeit in ihrem Kern ausmachen.
Aber nicht alles was für den Beobachter wie Gleichgültigkeit aussieht, ist auch tatsächlich Gleichgültigkeit. Häufig stecken hinter einer Fassade von Desinteresse sehr wohl tiefe Emotionen und Anteilnahme. Es kann viele gute Gründe geben, warum ein Mensch sich gleichgültig gibt, ohne dies auch tatsächlich so zu empfinden. Diese Fälle erkennt man in den Karten meistens indem die Kombination Herz und Turm noch durch die Karte des Parks oder des Fuchses begleitet wird.
Die Kombination aus Herz, Turm und Park spricht hier für einen Menschen, der sein wahres Ich nicht nach außen kehrt sondern sich gegenüber seiner Umwelt gleichgültig gibt, um eigene Ängste oder Defizite zu überspielen. Die Kombination mit dem Fuchs hingegen spricht für eine bewusste Vortäuschung einer gleichgültigen Einstellung mit dem konkreten Ziel eine bestimmte Reaktion hervorzurufen.
Eine weitere Kombination, die im Zusammenhang mit Gleichgültigkeit auftreten kann, ist die Dreier Kombination aus Herz, Turm und Mond. Hier ist es so, dass ein Mensch nur denkt, dass andere sich gleichgültig verhalten. Häufig ist es so, dass Gleichgültigkeit mit Gleichmut und Gelassenheit verwechselt werden. Letztere kennzeichnen sich vor allem dadurch, dass eine Person sehr wohl empfindet und wahrnimmt, sich aber mit diesen Emotionen nicht in dem Maße identifiziert, sondern in der Lage ist diese Gefühle loszulassen. Und manchmal ist das, was man bei anderen als Gleichgültigkeit wahrnimmt auch einfach nur ein Ausdruck geistiger oder körperlicher Erschöpfung. In jedem Fall lohnt es sich bei der Kombination aus Herz, Turm und Mond genauer hinzuschauen, was sich hinter der vermuteten Gleichgültigkeit verbirgt.
Ein Fall, der als Gleichgültigkeit erscheinen kann, in Wirklichkeit aber eigentlich keiner ist, zeigt sich durch die Kombination aus Herz und Berg. Auch hier werden Gefühle nicht empfunden, sie sind aber im Gegensatz zur Kombination aus Herz und Turm durchaus vorhanden. Die Emotionen werden vielmehr unterdrückt und beiseite geschoben. Man lässt die Gefühle nicht zu. Es ist also in diesem Sinne nicht wirklich Gleichgültigkeit, auch wenn sowohl das Umfeld, als auch die Person selber, dies möglicherweise so beschreiben würden.
Auch wenn Gleichgültigkeit heutzutage von den meisten Menschen als etwas negatives wahrgenommen wird, so hat dieses Wort doch nicht immer diese Bedeutung gehabt. Im ursprünglichen Sinne bezieht sich der Begriff der Gleichgültigkeit auf die Zusammensetzung der Worte „gleich“ und „gültig“. Man gibt einer Sache die gleiche Gültigkeit, wie einer anderen, d.h. man besitzt keine Präferenz, man ist „indifferent“. Gerade in der heutigen Zeit der Reizüberflutung, in der wir mit einer Unmenge von zu bewertenden Informationen, Wahrheiten und Möglichkeiten konfrontiert werden, kann ein gesundes Maß an Indifferenz sehr heilsam sein und neue Perspektiven bieten.