Die letzten vier Karten haben in der 8×4 Auslegung der Großen Tafel eine besondere Bedeutung im Lenormand. Schon symmetrisch fällt die außergewöhnliche Position dieser Karten sofort ins Auge, wenn man die ausgelegte Große Tafel vor sich sieht. Sie stellen nicht nur optisch die Basis dar, auf der alle anderen Karten ruhen. Im überlieferten Sprachgebrauch werden sie dabei meist als Schicksalskarten bezeichnet. Wie man sie deuten kann, erkläre ich in meinem heutigen Beitrag.
Wo finde ich die Schicksalskarten?
Üblicherweise wird die Große Tafel im Lenormand in vier Reihen à acht Karten ausgelegt. Übrig bleiben dann vier Karten, die in einer fünften Reihe zentral platziert werden und als Schicksalskarten bezeichnet werden. Man nennt diese Methode die 8×4 Auslegung. Auch in der 9×4 Auslegung könnte man theoretisch die letzten vier Karten in der gleichen Weise definieren und deuten, allerdings fehlt dann das symmetrische Herausstellungsmerkmal. Ich habe keine persönliche Erfahrung, was die Aussagekraft der letzten vier Karten in der 9×4 Auslegung im Sinne einer Deutung als Schicksalskarten angeht.
Das folgende Schaubild zeigt die Schicksalskarten in der 8×4 Auslegung.
Für die Deutung dieser speziellen Karten gibt es jetzt unterschiedliche Herangehensweisen, aber die meisten Kartenleger sehen die Schicksalskarten als Blick auf die entferntere Zukunft. Sie sollen aussagen, was langfristig auf den Fragenden zukommen wird und unausweichlich scheint, d.h. was unter den aktuellen Gegebenheiten sein Schicksal ist. Hierbei werden die vier Karten von links nach rechts miteinander kombiniert und auf die gleiche Weise gedeutet, wie man auch andere Deutungsstränge interpretieren würde.
Was bedeutet eigentlich Schicksal?
Der Begriff Schicksal wird zumeist als eine Art höhere Macht verstanden, die das Leben entscheidend beeinflusst und auf die wir als Menschen keinerlei Einfluss haben. In diesem Sinne sind einzelne, oder je nach Sichtweise möglicherweise auch alle, Ereignisse des Lebens vorbestimmt und unausweichlich. In dieser Überzeugung ist der Mensch ein Opfer seiner Bestimmung und sie lässt wenig Raum für die Existenz eines freien Willens. Viele Menschen leben mit dieser fatalistischen Vorstellung und berauben sich selbst auf diese Weise jeder Handlungsfähigkeit.
In Wirklichkeit ist es so, dass wir zwar tatsächlich ein vorherbestimmtes Schicksal haben, das sich in unserem Leben unerbittlich entfaltet und auch in den Karten zeigt, aber es ist keinesfalls unausweichlich. Denn in jedem Moment des Lebens sind wir selber es, die unser Schicksal erzeugen und nicht eine höhere Macht, der wir ausgeliefert sind. Mit unseren Gedanken, unseren Gefühlen und unseren Taten produzieren wir ununterbrochen das, was sich später als Schicksalsweg manifestieren wird. In jeder Sekunde haben wir die Möglichkeit und den freien Willen uns zu entscheiden einen neuen Weg einzuschlagen und das eigene Schicksal damit zu verändern.
Ein vorbestimmtes Schicksal erfüllen wir nur dann, wenn wir gewissermaßen im Autopilot durch das Leben schreiten. Dabei spielt vor allem die Wahrnehmung und die bewusste Kontrolle der eigenen Gedanken eine entscheidende Rolle. Wie wir in Gedanken, in den Gefühlen und auch in unseren Taten auf bestimmte Ereignisse reagieren ist zumeist ein Automatismus. Wir folgen in unserem Verhalten angelernten Gewohnheiten und diese lassen sich durch bewusste Gedankenkraft im Laufe der Zeit verändern. So gesehen ist das Schicksal nichts weiter als eine Ansammlung von Gewohnheiten und der Beginn jeder Gewohnheit ist immer ein Gedanke.
Was sagen nun die Schicksalskarten?
In meiner persönlichen Art der Deutung zeigen die Schicksalskarten in der Großen Tafel kein zukünftiges Ereignis und sie zeigen ganz besonders kein unausweichliches Ereignis. Ich sehe diese vier Karten vielmehr als einen Wink des Schicksals. Die Karten möchten uns hier einen Hinweis darauf geben, wie wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen können oder was uns daran hindert dies zu tun und welche Gewohnheiten es sind, die unser Schicksal im Rahmen der jeweiligen Fragestellung gerade bestimmen. Sie geben eine freundliche Erinnerung daran, auf welchen Bereich des Lebens oder auch Erlebens wir unsere Aufmerksamkeit lenken sollten. Oft sind die Deutungen, die ich aus diesen letzten vier Karten lese, auch auf gewisse Weise kryptisch, indem sich die Botschaft nicht sofort offen erschliesst. Manchmal muss der Ratsuchende, der diesen Hinweis erhält, die Botschaft erst eine Weile im Kopf behalten, bevor er seine hilfreiche Wirkung erkennt.