Sowohl die Eckkarten, als auch die Mittelkarten, spielen bei der Deutung der Großen Tafel eine besondere Rolle und können bei der Suche nach Antworten von entscheidendem Wert sein. In diesem Artikel beschreibe ich meine Herangehensweise, wie ich diese Karten in die Deutung eines Kartenbildes einbeziehe.
So deutet man die Eckkarten und die Mittelkarten im Lenormand
Zunächst einmal rahmen die Eckkarten im Kartenbild die anderen Karten sprichwörtlich ein und geben ihnen eine Basis. In diesen vier Karten zeigt sich ein grundlegendes Thema des Fragestellers, das sich aber auch auf die Fragestellung bezieht und die Interpretation der weiteren Deutungsstränge massgeblich beeinflussen kann. Deshalb sollte man bei der Deutung des Kartenbildes die Aussage der vier Eckkarten immer im Hinterkopf behalten. Sie sind die Basis auf der sich alle weiteren Aussagen entfalten.
Als erstes betrachte ich die beiden Pole des Hauptthemas. Sie werden repräsentiert durch die Kombinationen der beiden linken Eckkarten und der beiden rechten Eckkarten. Die Karte im Haus des Reiters bildet zusammen mit der Karte im Haus des Ringes den positiven Pol des Themas und die Karte im Haus des Sarges bildet mit der Karte im Haus des Mondes den negativen Pol. Beide Kombinationen beziehen sich auf das gleiche Thema, beschreiben aber unterschiedliche Aspekte, oder auch Pro und Kontra. Ich werde das gleich anhand eines Beispiels noch verdeutlichen.
Im nächsten Schritt deute ich die Eckkarten über Kreuz, d.h. ich verbinde die Karte im Haus des Reiters mit der im Haus des Mondes und die Karte im Haus des Sarges mit der im Haus des Ringes. Dabei entstehen zwei Diagonalen, die sich im Zentrum des Kartenbildes kreuzen und eine Synthese der beiden vorherigen Aussagen bilden. Bildlich gesprochen verbinden die Diagonalen die beiden gegensätzlichen Pole des Themas und bringen sie auf den zentralen Punkt!
Rund um diesen Schnittpunkt in der Mitte des Kartenbildes, finden sich nun auch die vier Mittelkarten wieder. Diese beschreiben jetzt worauf alles hinaus läuft und sind somit ein klarer Hinweis auf das, was in der Zukunft kommen könnte, oder worauf es in der Zukunft ankommen wird. Auch bei der Deutung der Mittelkarten gehe ich so vor, dass ich die Karten über Kreuz deute und somit somit die Quintessenz der Aussage noch weiter auf einen Punkt hin verdichte.
Ein Deutungsbeispiel
Am besten lernt man immer mit einem praktischen Beispiel, deshalb schauen wir uns jetzt ein konkretes Kartenbild an und ich erläutere, wie ich die Eckkarten und Mittelkarten in diesem Fall gedeutet habe. Verwendet wurde hier das wunderbare Lenormand de Marseille von Edmund Zebrowski.
Die Fragestellung war: Weshalb finde ich in meinem Leben keine Arbeit, die mich mit tiefer Freude und Genugtuung erfüllt, weshalb finde ich keine echte Erfüllung in meinem Beruf?
Die Eckkarten:
Im Haus des Reiters liegt der Turm, im Haus des Sarges liegt die Schlange, im Haus des Ringes liegt das Schiff und im Haus des Mondes liegt der Berg.
Die Mittelkarten:
Im Mittelpunkt des Kartenbildes liegen die Dame (hier die Hauptperson, da es sich bei der Fragestellerin um eine Frau gehandelt hat), der Park, der Hund und die Mäuse.
Positiver Pol der Eckkarten: Turm + Schiff
Der positive Pol zeigt die positiven Gefühle und Aspekte, die mit dem Hauptthema verbunden sind. In diesem Fall haben wir jetzt die Kartenkombination aus Turm und Schiff. Die naheliegendste Deutung dieser Kombination wäre „unerfüllte Träume“, aber das wäre eine eher negative Aussage und in dieser speziellen Position als positiver Pol der Eckkarten geht es darum eine positive Deutung zu finden, die sich auch auf die Fragestellung bezieht. Das schränkt die möglichen Begriffe schon sehr ein. Der Turm steht im beruflichen Zusammenhang für Selbständigkeit und das Schiff macht eine ähnliche Aussage, es verspricht einen großen Freiraum bei der Gestaltung des eigenen Arbeitsalltags. Deutet man die Karten jetzt in diesem Sinne, dann zeigen sie hier an, dass die Fragestellerin in ihrer Arbeit sehr selbständig agieren kann und viele Freiheiten genießt.
Negativer Pol der Eckkarten: Schlange + Berg
Der negative Pol zeigt die negativen Gefühle und Aspekte, die mit dem Thema verbunden sind. Hier haben wir die Kartenkombination aus Schlange und Berg. Der Berg ist zunächst mal ein Symbol der Blockade und die Schlange ist im beruflichen Sinne ein Symbol der alternativen Medizin. Wir können hier also deuten, dass die Fragestellerin sich gerne in diesem Bereich verwirklichen würde, dies aber durch ihre aktuelle Tätigkeit verhindert wird. Natürlich kann diese Kombination noch andere Bedeutungen haben, aber man muss sich hier immer auf die eigene Intuition verlassen und im Zweifel auch ruhig bei einzelnen Aussagen um eine Bestätigung durch die Fragestellerin bitten.
Synthese durch die Diagonalen der Eckkarten: Turm + Berg und Schlange + Schiff
Bei der Kombination Turm und Berg geht es darum sich von dem zu trennen, was einen behindert und Blockaden aufzulösen. Dies sollte aber nicht automatisch so verstanden werden, dass der Arbeitsplatz gekündigt werden sollte. Es geht lediglich darum Hindernisse auf dem Weg zur Selbstverwirklichung niederzureißen. Die Karten Schlange und Schiff weisen des Weiteren darauf hin, die Freiheit, die die Fragestellerin im Beruf genießt, auf eine intelligente Weise zu nutzen, um dieses Ziel zu erreichen.
Die Mittelkarten: Dame + Mäuse und Park + Hund
Die Mittelkarten zeigen nun worauf alles hinausläuft. Die Mäuse weisen zusammen mit der Dame als Personenkarte auf ein mangelndes Selbstbewusstsein hin. Und der Hund zeigt zusammen mit dem Park, dass die Fragestellerin mehr Vertrauen in ihre Außenwirkung entwickeln sollte.
Fazit
Fasst man die hier mit Hilfe der Eck- und Mittelkarten getroffenen Aussagen zusammen, hat man eine gute Grundlage, die als Leitschnur bei der weiteren Deutung des Kartenbildes dienen kann und die es einem ermöglicht, die Vielzahl an Deutungsalternativen entscheidend einzugrenzen. Die Eck- und Mittelkarten geben keine Antwort auf die gestellte Frage, sie liefern eine Basis für die Deutung.
Bildernachweis
Lenormand de Marseilles von Edmund Zebrowski. http://delphischamber.com/