Die 9er-Legung ist ein bei vielen Lenormand Kartenlegern beliebtes Legesystem. Es eignet sich insbesondere gut dazu, Ursachen einer vorherrschenden Situation aufzudecken, sie für sich selbst einzuschätzen und einen Hinweis auf die zukünftige Entwicklung oder einen schnellen Lösungsvorschlag zu erhalten. Ebenso lassen sich zwischenmenschliche Beziehungen jeder Art mit diesem System hervorragend untersuchen. Die 9er-Legung ist leichter zu lesen als die große Tafel und erfordert weniger Zeit für die Deutung. Allerdings sind die zu erwartenden Antworten auch weniger komplex und tiefschürfend. Dennoch ist es ein Legesystem, das im Arsenal keines Kartenlegers fehlen sollte.
Das Thema festlegen und die Frage formulieren
Zunächst einmal beginnt man wie bei jeder Kartenlegung damit, das zu analysierende Thema festzulegen und die Frage genau zu formulieren. Welche Situation möchte ich anhand der 9er-Legung nun eigentlich analysieren? Was stört mich an der jetzigen Situation genau? Und was verspreche ich mir von einer Antwort der Karten? Welche Informationen besitze ich bereits und welche fehlen mir noch, um die Situation einschätzen zu können? Sich über diese Punkte im Vorfeld der Kartenlegung klar zu werden, ist für ein erfolgreiches Lesen der Karten immer von besonderer Bedeutung.
Die Karten mischen und auslegen
Da bei der 9er-Legung nicht alle 36 Karten ausgelegt werden, bevorzugen viele Kartenleger nach dem Mischen die Karten verdeckt vor sich aufzufächern und dann mit der linken Hand nacheinander neun Karten zu ziehen. Es ist aber genauso möglich, die Karten von oben der Reihe nach vom Stapel zu nehmen. Welcher Methode Sie folgen, ist einzig Ihrer Intuition überlassen.
Die neun Karten sollten in der Reihenfolge der Nummern ausgelegt werden, wie Sie sie in der folgenden Grafik dargestellt finden:
Die Mittelkarte als zentrale Aussage
Häufig findet man bei Beschreibungen der 9er-Legung die Anweisung eine Themenkarte vorab festzulegen und an die Position 1 zu setzen. So würde man z.B. bei einer Kartenlegung zum Thema Beziehungen den Ring aus dem Kartendeck heraus nehmen und vorab an die erste Position legen. Ich rate von dieser Praxis ab, denn damit vorenthält man sich selbst eine überaus wichtige Information, die diese Karte übermitteln kann. Legt man diese Karte vorab künstlich fest, verliert sie jede Aussagekraft.
Überlässt man es hingegen dem natürlichen Prozess des Mischens und Auslegens, um diese Position mit einer Karte zu besetzen, dann erhält sie die zentrale Position in diesem Kartenbild. Sie berührt alle anderen acht ausgelegten Karten und hat somit auch einen Einfluss auf alle Karten. Die Mittelkarte gibt der Deutung sozusagen ein zentrales Thema vor, oder man kann auch sagen, dass sie wie ein Filter wirkt, denn alle Deutungen werden nun durch das Licht der Mittelkarte gefärbt.
Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft
Im nächsten Schritt der Deutung, betrachtet man sich die vertikalen Linien im Kartenbild. Jede dieser Spalten hat für sich genommen eine besondere Aussagekraft. In der ersten Linie, die durch die Positionen 2 – 5 – 7 verläuft, zeichnet sich die Vergangenheit ab. Die zweite Linie mit den Positionen 3 – 1 – 8 kennzeichnet die Gegenwart und zuletzt findet man in den Positionen 4 – 6 – 9 die Zukunft.
Was genau bedeuten diese vielleicht etwas abstrakten Bezeichnungen der Deutungsstränge nun für die konkrete Interpretation des ausgelegten Kartenbildes?
Die Vergangenheit zeigt dem Kartenleger was der Ursprung der aktuellen Situation ist, und wie sie sich bis heute entwickelt hat. Hier findet man Hinweise auf die Ursache, es zeigt sich ggf. ungelöster Ballast aus der Vergangenheit, der die jetzige Situation beeinflusst. Was bringt der Fragesteller mit? Woher kommt das heutige Thema? Warum ist es gerade jetzt aktuell? Alles Fragen, die sich anhand der ersten Spalte in der 9er-Legung ergründen lassen.
Die Gegenwart in der mittleren Spalte des Kartenbildes beschreibt hingegen, wie sich die Situation gegenwärtig darstellt. Wie äußert sich das Problem ganz konkret? Wo oder wobei zeigt es sich? Wie beeinflusst es das Leben des Ratsuchenden im Jetzt? Diese und weitere auf den Ist-Zustand bezogene Fragen lassen sich anhand dieser drei Karten untersuchen.
Die Zukunft als letzte der drei Spalten, zeigt nun, wie sich die Situation weiter entwickeln wird, wenn alles so bleibt wie es ist, d.h. wenn der Fragesteller keine Maßnahmen einleitet, um etwas an der Situation zu verändern und quasi so weitermacht, wie in der Vergangenheit. Wie sieht die Zukunft aus, wenn es beim Status quo bleibt? Welche Folgen ergeben sich aus dem Nicht-Handeln? Was gilt es in der Zukunft zu beachten?
Die Quintessenz als Lösungsansatz
Wenn man nun die drei Spalten für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gedeutet hat und die Situation auf diese Weise genau untersucht hat, ergibt sich natürlich die Frage nach einem Lösungsansatz. Was ist die wichtigste Lehre aus dem Kartenbild? Was macht die Situation besser?
Die Antwort, oder auch die Quintessenz, findet man in den acht Karten, die die Position 1 wie einen Kreis umschließen. Man beginnt mit der Deutung oben links, bei der Karte auf der Position 2 und bildet daraus den folgenden Deutungssatz:
2 – 3 – 4 – 6 – 9 – 8 – 7 – 5
Fortgeschrittene Deutungsvarianten der 9er-Legung
Ergänzend zu der oben beschriebenen grundlegenden Vorgehensweise bei der Deutung der 9er-Legung, gibt es noch einige fortgeschrittenere Varianten, mit denen man weitere Informationen aus dem Kartenbild ziehen kann.
Die Unterscheidung zwischen Spalten und Zeilen
Es besteht die Möglichkeit die neun ausgelegten Karten nicht nur spaltenweise, sondern auch zeilenweise zu lesen. Trifft man diese Unterscheidung, dann stehen die Spalten für das Äußere (den Anderen) und die Zeilen repräsentieren das Innere (den Fragesteller). Auch hier trifft man wieder die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Hier würde nun die Zeile 2 ‑ 3 ‑ 4 für die Vergangenheit bezogen auf das Innere stehen. Und die Spalte 2 ‑ 5 ‑ 7 würde die Vergangenheit bezogen auf das Äußere repräsentieren. In der gleichen Weise deutet man dann die weiteren Zeilen und Spalten für Gegenwart und Zukunft.
Was bedeutet das „Innere“ und das „Äußere“?
Das Innere beschreibt die Situation aus Sicht des Ratsuchenden, oder aber den Bezug der Fragestellung zum Ratsuchenden selbst. Das Äußere beschreibt sie hingegen aus Sicht der Anderen, also allen, die die Situation von außen betrachten oder aber den Bezug der Fragestellung zu denen, die außerhalb des Ratsuchenden stehen.
Betrachten wir ein Beispiel: Die Fragestellerin ist mit der Beziehung zu ihrem Ehemann unzufrieden und möchte anhand der 9er-Legung untersuchen, was die Situation zwischen den beiden kennzeichnet, bzw. wie sich die Beziehungssituation grundsätzlich darstellt.
Die erste Zeile mit den Positionen 2 – 3 – 4 würde nun die Vergangenheit bezogen auf das Innere widerspiegeln. Hier könnte man erkennen, wie sich der Ursprung der aktuellen Situation aus Sicht der Ratsuchenden darstellt. Oder man könnte untersuchen welchen Einfluss sie auf die aktuelle Beziehungssituation gehabt hat.
Die erste Spalte mit den Positionen 2 – 5 – 7 würd die gleichen Antworten geben, aber bezogen auf den Ehemann. D.h. hier würde man erfahren, wie sich die Situation aus Sicht des Partners darstellt, oder auch welchen Einfluss er seinerseits in der Vergangenheit genommen hat.
Die Unterscheidung von Zeilen und Spalten beim Deuten der 9er-Legung ist nicht für jede Form von Fragen geeignet. In der Regel verwende ich sie nur, wenn es um die Analyse zwischenmenschlicher Beziehungen geht und dabei neben der Ratsuchenden oder dem Ratsuchenden eine zweite Person in der Fragestellung klar definiert ist.
Die Karten vorwärts und rückwärts deuten
Eine weitere fortgeschrittene Option, wie man die 9er-Legung deuten kann, ist das Vorwärts- und Rückwärtslesen. Hierbei werden die Zeilen und Spalten in beide Richtungen gelesen, also sowohl von links nach rechts, als auch von rechts nach links, bzw. von oben nach unten, sowie von unten nach oben.
Auch wenn jeweils für beide Richtungen die gleichen Karten gedeutet werden, so kann die Richtung doch einen großen Unterschied für das Ergebnis machen.
Zeile vorwärts: von links nach rechts
Zeile rückwärts: von rechts nach links
Spalte vorwärts: von oben nach unten
Spalte rückwärts: von unten nach oben
Ich deute die unterschiedlichen Leserichtungen dahingehend, dass vorwärts gelesen immer bewusste Prozesse beschrieben werden, wohingegen rückwärts die unbewusst wirkenden Prozesse dargestellt werden.
Nicht bei jeder Fragestellung macht die hier beschriebene Variation der Leserichtung einen Sinn, daher benutze ich sie nur selten. Dennoch kann sie in bestimmten Fällen eine große Hilfe sein.
Die Deutung der Diagonalen
Die Diagonalen in der 9er-Legung bilden ein X, sie kreuzen sich im zentralen Punkt, also dem zentralen Thema der Legung. Gedeutet wird diese Formation als Konfrontation, also einer Gegenüberstellung. Die Karten beschreiben, was die handelnden Personen auseinander bringt, oder was sie gegeneinander aufbringt, aber auch ganz allgemein, was eine bestimmte Konfliktsituation genau ausmacht. Worin liegt der konkrete Streitpunkt bezogen auf das zentrale Thema des Kartenbildes?
Die Deutung der Mittellinien
Die Deutung der Mittellinien, die sich im Stile eines Plus-Zeichens ebenfalls im zentralen Punkt kreuzen, beschreibt das Gegenteil der Diagonalen. Hier erkennen wir was die handelnden Personen verbindet, welche Gemeinsamkeiten existieren, wo gibt es eine Verbindung?
Die Deutung der Eckpunkte
Die Deutung der Eckpunkte wird häufig herangezogen, um eine alternative Zukunft darzustellen. Wie könnte die Zukunft aussehen, wenn der Ratsuchende etwas im Sinne der in der Quintessenz dargestellten Lösungsansätze verändert?
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