Die Zusatzkarten des Mondnacht Lenormand erweitern das ursprüngliche Lenormand um 34 neue Symbole. Sie vereinfachen die Deutung der Karten und lösen einige der Widersprüche und Defizite auf, die einem in Kartenbildern immer wieder begegnen. Auch ermöglichen sie eine differenziertere Betrachtung von Fragestellungen und führen so zu mehr Tiefe in den gefundenen Antworten.
Auch wenn die neuen Symbole alle auf den Grundprinzipien des ursprünglichen Lenormand basieren und in vielen Fällen intuitiv erfassbar sind, gibt es doch einige der Karten, die schwerer in die Deutungsroutine zu integrieren sind, als andere.
Beginnend mit Karte 37, der Uhr, werde ich in den nächsten Wochen und Monaten nach und nach allen 34 Zusatzkarten einen eigenen ausführlichen Artikel widmen, der die Bedeutungen und auch Kombinationsmöglichkeiten im Detail erläutert. Durch die Rückmeldungen, die mir von vielen Nutzern der Karten seit ihrer Veröffentlichung inzwischen zugegangen sind, zeigte sich aber, dass vor allem der Buddha, die Trompete und die Pyramide offenbar eine besondere Herausforderung an den Kartendeuter stellen. Daher möchte ich diesen drei Karten im Folgenden zunächst einmal genauer auf den Grund gehen.
Die Bedeutung der Zusatzkarte Buddha
Grundbedeutung: Achtsamkeit
Weitere Bedeutungen: Bewusstmachung, Gelassenheit, innere Einkehr, Meditation, Buddhismus, Erleuchtung, Erwachen, Eigenverantwortung, Selbstständigkeit, etwas hinterfragen, Leid überwinden, Mitgefühl, rechte Absicht, das Hier und Jetzt
Der Buddhismus ist eine der großen Weltreligionen und der Buddha ist ein Symbol, das die Werte und Erkenntnisse dieser Religion auf eine natürliche Weise repräsentiert. So ist entsprechend auch im Lenormand die Karte des Buddha ebensolchen Begriffen zugeordnet. Allerdings ist sie nicht ausschließlich in einem religiösen oder spirituellen Kontext zu deuten. Auch bei ganz alltäglichen Fragestellungen kann der Buddha eine besondere Einsicht gewähren, denn die Begriffe, die aus einem buddhistischen Kontext stammen, lassen sich hervorragend auf jede Fragestellung übertragen.
Die Achtsamkeit ist die Grundbedeutung dieser Karte. Sie definiert sich im weitesten Sinne als ein Zustand von großer Geistesgegenwart, in der man hellwach die Umstände seiner Umgebung erfährt, ohne von Gedanken oder Emotionen abgelenkt zu sein und ohne eine direkte Bewertung der Wahrnehmung vorzunehmen. Der Buddha weist im Kartenbild häufig darauf hin, sich einer Sache umfassend bewusst zu werden, oder vielleicht auch eine Sache nicht zu bewerten, sondern sie mit einer größeren Gelassenheit und Neutralität zu betrachten, um ihren wahren Kern erkennen zu können.
Eng verbunden ist damit auch das Verweilen im Hier und Jetzt. Im buddhistischen Sinne zielt dies darauf ab, den Zustand der Erwachung hervorzurufen. Im Alltagssinn kann dies bedeuten, dass man Vergangenheit und Zukunft zu viel Aufmerksamkeit widmet. Lässt man seine Aufmerksamkeit stärker in der Gegenwart verharren, dann kann sich einem dadurch eine Erkenntnis offenbaren.
Weiterhin geht es bei dieser Karte auch darum, einen Sachverhalt oder die Position einer Person zu hinterfragen. Eigenverantwortung und die Ablehnung einer blinden Autoritätsgläubigkeit werden hier ausgedrückt. Buddha erhielt sein Verständnis über die Natur aller Dinge nicht durch eine göttliche Offenbarung, sondern durch die meditative Schau. In diesem Sinne weist diese Karte darauf hin, sich selbstbewusst auf die eigenen Erkenntnisse zu verlassen und nicht einer äußeren Autorität zu folgen.
Die Bedeutung der Zusatzkarte Trompete
Grundbedeutung: Musik
Weitere Bedeutungen: Klang, Töne, Lautstärke, Frequenzen, Schwingungen, unterschwellige Kommunikation, Erkennungssignal, wiedererkennen, Signalinstrument, etwas instrumentalisieren, mit großem Aufwand, eine Inszenierung, eine Offenbarung
Zu allererst ist für diese Karte die Funktion als Symbol für die Musik wichtig, da die Trompete natürlich vor allem ein Musikinstrument ist. Im klassischen Lenormand wurde dieses Thema durch den Schlüssel repräsentiert. Dies basierte hauptsächlich auf der namentlichen Nähe zum Notenschlüssel, was für mich intuitiv nie wirklich schlüssig war. Die Trompete liefert nun ein Symbol, das die Musik sehr treffend und sofort verständlich darstellen kann.
Das Symbol lässt sich nun in diesem Sinne vielfältig einsetzen, z.B. ganz direkt, wenn es darum geht einen Menschen als musikalisch zu beurteilen. Oder auch bei der Deutung von Berufen und Tätigkeiten, die etwas mit Musik zu tun haben. Man kann die Karte aber auch im übertragenden Sinne bei der Kommunikation zwischen Menschen einsetzen, z.B. wenn ein Mensch den „richtigen Ton“ trifft oder eben vielleicht auch zusammen mit der Karte Fuchs sich „im Ton vergreift“.
Ebenso sind Sprichwörter bei der Herleitung einer Bedeutung oft hilfreich. Der Ausdruck „der Ton macht die Musik“ kann, repräsentiert durch die Trompete, der Kommunikation zwischen Menschen eine neue Bedeutung verleihen, die in den klassischen Lenormand Symbolen so nicht direkt ersichtlich war. Es kommt eben nicht nur darauf an, was man sagt (dies würde durch den Brief ausgedrückt) sondern auch wie man etwas sagt. Der Tonfall einer Aussage oder der richtige Umgangston sind manchmal wichtiger, als der eigentliche Inhalt des Gesagten. Die Trompete ist insofern eine echte Kommunikationskarte, aber sie drückt vor allem das aus, was unterschwellig, sozusagen zwischen den Zeilen, kommuniziert wird, ohne, dass es ausgesprochen wird.
Auch Gefühle spielen in diesem Zusammenhang natürlich eine große Rolle. Mit Musik lassen sich zweifellos intensive Gefühle ausdrücken und transportieren. Man kann in ihr Trost oder auch Zuwendung finden, sie kann große Freude und tiefe Trauer fühlbar machen. Im Gegensatz zu Herz oder Fische, ist die Trompete aber eine Karte, bei der es vor allem um den Prozess der Gefühlsübertragung geht. Eine Dame, die beruflich Musikunterricht gibt, hat mir z.B. mal gesagt, dass sie bei ihren Schülern anhand der Art wie sie ihr Instrument an einem Tag spielen, sofort erkennt ob sie fröhlich oder traurig sind, oder wenn sie krank sind.
In diesem Sinn ist auch das Thema „Frequenz“ zu sehen, das ebenfalls durch die Trompete repräsentiert wird. Wenn zwei Menschen auf einer Wellenlänge sind, kann das z.B. durch die Trompete ausgedrückt werden. Oder auch zusammen mit dem Fuchs liegt man dann eben so gar nicht auf einer Wellenlänge.
Eine weitere interessante Deutungsebene ist die Verwendung als Signalgeber. Dabei ist sie allerdings klar von der Glocke zu trennen, die den Fragesteller vor allem aufrütteln oder manchmal auch warnen möchte, dass es höchste Zeit ist, zu handeln. Bei der Trompete steht hingegen die Bedeutung als Erkennungssignal im Vordergrund, d.h. es geht um ein Signal, das einem eine bestimmte Bedeutung oder Erkenntnis ins Gedächtnis ruft. Damit muss dann nicht zwangsläufig auch die Notwendigkeit zu handeln verbunden sein, es geht lediglich um das Erkennen. Der Krankenwagen, die Feuerwehr und die Polizei haben bspw. jeweils ein unverkennbares Sirenensignal, das man sofort erkennt, wenn man es hört. In diesem Sinne ist die Trompete ein Wiedererkennungssymbol.
Die Bedeutung der Zusatzkarte Pyramide
Grundbedeutung: Mystik
Weitere Bedeutungen: ewiges Leben, altes Wissen, etwas Bleibendes schaffen, beeindrucken, Spuren hinterlassen, ungelöste Rätsel, Spekulation
Pyramiden sind Bauwerke, die schon im Altertum zu unterschiedlichsten Zeiten und auf unterschiedlichen Kontinenten unabhängig voneinander errichtet wurden. In der Regel weisen sie eine quadratische Grundfläche auf und folgen einem ähnlichen Aufbau. Sie wurden vorwiegend zu religiösen und zeremoniellen Zwecken gebaut. Bekannt sind sie aus vielen verschiedenen untergegangenen Kulturen der Erdgeschichte, aber immer schon umgab sie eine mystische Aura und bis heute stellt deren genaue Bedeutung ein weitgehend ungelöstes Rätsel dar.
In diesem Sinne repräsentiert natürlich auch die Karte der Pyramide im Lenormand die Begriffe von Mystik, altem Wissen und ungelösten Rätseln. Auch die Spekulationen, die sich immer schon um die Funktion der Pyramiden rankt, geben dieser Karte eine Bedeutung.
Wahrscheinlich ist, dass die Pyramide zumindest im alten Ägypten keine reine Erinnerungsstätte war, um an den verstorbenen Pharao zu erinnern, der dort begraben wurde. Vielmehr sollte das Bauwerk dem Fortleben des Königs dienen und gewährleisten, dass er aus dem Jenseits weiter auf die Geschicke seines Volkes einwirken konnte. In jedem Fall repräsentiert diese Karte so den Wunsch, über den Tod hinaus Einfluss auf bestimmte Vorgänge zu nehmen.
Im alltäglichen Gebrauch dieser Karte lässt sich der Sinn auch weniger dramatisch formulieren, indem die Pyramide ausdrückt, dass jemand Einfluss auf etwas nehmen möchte, auch ohne direkt anwesend zu sein.