Im Jahr 2019 hatte ich eine sehr schöne Interview Anfrage von Sonja Bleisteiner und Ute Urselmann bekommen, die auf ihrem gemeinsamen Blog sei-positiv veröffentlicht wurde. Dieser wunderbare Blog wurde inzwischen aber leider eingestellt und ist nicht mehr abrufbar. Um den Inhalt dieses Interviews trotzdem weiter öffentlich zugänglich zu machen, habe ich mich entschlossen, den Text, mit Erlaubnis von Sonja Bleisteiner, hier in meinem Kartenorakel Blog zu reposten.
In dem Interview wurden viele interessante Fragen zu den Lenormand Karten an mich gestellt und sie hatten mich angeregt, wieder einmal genauer darüber nachzudenken, was das Kartenlegen für mich bedeutet. Hier nun das Interview von 2019, wie es im sei-positiv Blog erschienen ist:
Sonja: Wie bist du dazu gekommen? Warum bist du dazu gekommen?
Patrick: Spielkarten und Wahrsagekarten hatten schon immer eine besonders magische Anziehungskraft auf mich. Mein Großvater hat mir als Kind Skat spielen beigebracht und das hat schon sehr früh meine Faszination für Spielkarten geweckt. Als Jugendlicher bin ich dann den Tarot Karten begegnet und habe zum ersten Mal festgestellt, dass man Karten auch für mehr als nur Spiele verwenden kann. Mit der Zeit entdeckt man dann ganz zwangsläufig immer mehr unterschiedliche Kartensysteme, wenn man sich mit der Thematik Wahrsagekarten beschäftigt. Aber als ich zum ersten Mal die Lenormand Karten in der Hand gehalten habe, wusste ich sofort, dass diese Karten etwas Besonderes für mich darstellen. Sie haben mich sofort gefangen genommen und seitdem beschäftige ich mich hauptsächlich mit diesen Karten.
Sonja: Seit wann legst Du Karten?
Patrick: Im Prinzip habe ich mit Tarot begonnen, als ich 16 oder 17 war, also vor etwa 30 Jahren. Die Lenormand Karten habe ich erst sehr viel später entdeckt. Wirklich intensiv beschäftige ich mich mit dem Kartenlegen aber erst seit etwa 10 Jahren.
Sonja: Wie hast du Karten legen gelernt?
Patrick: Die rein technische Seite des Kartenlegens habe ich mir zum Teil durch Bücher selbst angeeignet und zum Teil in Seminaren von erfahrenen Kartenlegerinnen gelernt. Das ist aber nur ein Teil des Kartenlegens. Um das Deuten der Karten zu meistern, muss man vor allem sich selbst kennenlernen und verstehen, was die Symbole individuell für einen bedeuten. Man muss darüber hinaus auch lernen mit den Karten in einen Dialog zu treten. Das kann einem niemand wirklich abnehmen oder beibringen, man muss das alleine für sich selbst erforschen und dieser Prozess ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Das Erlernen des Kartenlegens ist mehr ein Erkenntnisweg als ein Wissen, das man sich einmal aneignet und dann anwenden kann. Mit jeder Kartenlegung lernt man etwas über sich selbst und ebenso über die Karten.
Sonja: Für wen legst du die Karten?
Patrick: Im Grunde für jeden, aber ich bin kein professioneller Kartenleger und biete meine Dienste auch nicht öffentlich an. Für andere lege ich die Karten nur, wenn ich darum gebeten werde und das Gefühl habe, dass ich auch helfen kann. Viele, die einen Kartenleger aufsuchen, möchten vor allem, dass jemand ihnen ihre Selbstverantwortung abnimmt oder sie möchten in die Zukunft schauen. Für beides stehe ich nicht zur Verfügung. Ich verstehe die Karten vor allem als ein Werkzeug zur Selbsterkenntnis und eine Möglichkeit mit dem eigenen Unbewussten in Kontakt zu treten.
Sonja: Legst du dir selbst die Karten?
Patrick: Ja, sehr häufig. Es wird oft gesagt, dass man die Karten nicht für sich selbst legen könnte, aber in meiner Erfahrung stimmt das nicht. Es ist einfach nur manchmal schwierig sich von seinen eigenen Emotionen und Vorurteilen zu lösen. Wenn einem das aber gelingt, kann man für sich selbst die Karten sogar besser deuten als jeder andere es könnte. Man muss nur in der Lage sein, sich selbst mit Abstand und einer gewissen Neutralität zu betrachten. Ich finde, dass dies auch eine ausgezeichnete Übung ist und dazu beiträgt, sich als Mensch weiter zu entwickeln.
Sonja: In welcher Situation legst du dir die Karten?
Patrick: Immer, wenn mir eine persönliche Situation unklar erscheint oder ich denke, dass mir Informationen fehlen. Oft sind das dann Situationen, in denen eine Entscheidung zu fällen ist. Aber manchmal geht es auch einfach nur darum eine Sache, eine Person oder mich selbst besser zu verstehen. Ein anderer Bereich ist die Traumdeutung. Ich habe sehr intensive Träume und glaube daran, dass jeder Traum eine Botschaft für uns bereithält. Leider sind Träume aber nicht immer leicht zu entschlüsseln und dann nehme ich die Karten zu Hilfe.
Sonja: Wie sprechen die Karten zu dir?
Patrick: Das ist sehr unterschiedlich. Manchmal lassen die Karten Bilder in mir aufsteigen, manchmal ist es einfach ein inneres Wissen, dass eine Karte oder eine Kombination in diesem Moment eine bestimmte Bedeutung hat. Am besten sind die Ergebnisse bei der Deutung, wenn in mir ein innerer Dialog entsteht. Dann spreche ich in Gedanken mit den Karten wie mit einem Menschen und ich meine sogar die Antworten der Karten hören zu können. Leider ist das aber nicht immer der Fall und ich kann das auch nicht willentlich steuern. Vielleicht entwickelt sich diese Form der Wahrnehmung noch in den nächsten Jahren. Das würde mich freuen.
Sonja: Gab es schon mal eine ungewöhnliche Situation/Aussage/Ereignis beim Kartenlegen?
Patrick: Es gab im Laufe der Jahre sicherlich eine ganze Reihe von aus meiner Sicht sehr ungewöhnlichen Erkenntnissen und Ereignissen, die ich hier nicht im Detail ausführen möchte. Das Besondere an den Lenormand Karten ist aber auch, dass der größte Teil der Deutungen gar nicht wirklich so ungewöhnlich ist und vieles, was man in den Karten sieht, sehr alltagsnah ist. Es sind zumeist Dinge, die der Fragesteller keineswegs als außergewöhnlich ansehen würde und deren Wissen in ihm schon existent sind. Die Karten bringen es lediglich ans Licht.
Sonja: Was war das schönste Erlebnis/Ereignis mit den Karten?
Patrick: Die Karten haben einer Freundin geholfen zu erkennen, wie sie das Herz eines bestimmten Mannes erreicht. Ich habe gerade die Hochzeitseinladung im Briefkasten gehabt.
Sonja: Was bedeutet das Kartenlegen für dich?
Patrick: In erster Linie ist das Kartenlegen ein Werkzeug, um mit meinem Unterbewusstsein in Kontakt zu treten und Informationen aus den Tiefen meines Inneren an die Oberfläche zu holen.
Sonja: Kann jede/r Kartenlegen lernen?
Patrick: Absolut. Die Technik des Kartenlegens zu lernen ist sehr einfach und für jeden möglich. Man muss etwas Zeit investieren, um die Kartenbedeutungen und Häuser auswendig zu lernen. Das ist manchmal mühsam, lohnt sich aber. Danach ist es eine Frage der Übung und vor allem natürlich der Geduld. In meinen Augen ist es wichtig beim Kartenlegen nicht ergebnisorientiert zu denken. Man sollte nicht in Kategorien von richtig oder falsch denken. Das Kartenlegen ist ein Erkenntnisweg.
Sonja: Kannst du in die Zukunft schauen mit den Karten?
Patrick: Nein. Meine Vorstellung von der Zukunft ist nicht deterministisch. Ich glaube, dass jeder Mensch seine Zukunft in den eigenen Händen hält, wenn auch innerhalb gewisser Grenzen. Die Karten können die vergangene und gegenwärtige Situation eines Menschen zeigen, aber keine unumstößlichen Ereignisse, die in der Zukunft liegen. Was ein Mensch erleben wird, hängt von den Entscheidungen ab, die er selbst trifft. In den Karten lasen sich in diesem Sinne bestenfalls Wahrscheinlichkeitsfelder sehen.
Sonja: Wie „klar“ sind die Antworten? Sind es generell nur Tendenzen oder auch eindeutige Antworten?
Patrick: Manchmal sind die Antworten klar, manchmal sind sie schwammig. Bei Einem zeigen sich Tendenzen, bei einem Anderen eindeutige Fakten. Jede Kartenlegung ist anders. Was sich in einem Kartenbild zeigt, hängt von vielen Faktoren ab, u.a. auch von der Erwartungshaltung des Fragestellers und von der Resonanz zwischen Ratsuchendem und Kartendeuter. In meiner Erfahrung zeigen sich besonders dann klare Antworten, wenn die Beantwortung der Frage für den Fragesteller eine große Bedeutung hat und er außerdem offen für die Antwort ist.
Sonja: Wenn du dir zweimal nacheinander zum gleichen Thema die Karten legst (bspw. innerhalb zwei Tage) und es ist noch nichts weiter passiert – kommen dann die gleichen Antworten?
Patrick: In der Regel schon. Es ist faszinierend zu sehen, dass sehr häufig die Schlüsselkarten immer wieder in sehr ähnlichen Konstellationen zueinander liegen. Selbst, wenn die Karten aber an unterschiedlichen Positionen liegen sollten, kommt man bei der Deutung trotzdem zu den immer gleichen Schlussfolgerungen. Und es zeigt sich noch ein anderes Phänomen, jeder mit ein wenig Erfahrung im Kartenlegen wird das kennen: bei manchen Kartenbildern sprudeln die Worte nur so aus einem heraus und bei anderen muss man sich jeden Satz mühsam zusammensetzen. Das zeigt sich auch in diesem Fall. Wenn man immer wieder die gleiche Frage stellt und die Karten neu auslegt, hören die Karten irgendwann auf, zu einem zu sprechen. Es wird immer mühsamer eine Deutung zu finden. Es ist ein bisschen so, wie wenn man einem Freund immer wieder die gleiche Frage stellt. Der hat dann auch irgendwann keine Lust mehr zu antworten.
Sonja: Was bedeuten/sind die Karten für Dich? Wie sehr beeinflussen sie deinen Alltag?
Patrick: Ich liebe die Lenormand Karten, ich würde sagen, dass ich eine sehr emotionale Verbindung zu ihnen habe. Es macht mir große Freude sie anzuschauen oder auch nur in der Hand zu halten. Ich bin dankbar für die Einsichten, die sie mir ermöglichen. Aber sie bestimmen nicht meinen Alltag.
Sonja: Wieso hast du dein eigenes Kartenset gestaltet? Woher kamen deine Ideen dazu?
Patrick: Ich habe in den letzten Jahren viele unterschiedliche Kartendecks benutzt und jedes hat so seine besonderen Eigenheiten, aber alle hatten für mich an unterschiedlichen Punkten gewisse Defizite. Keines der Kartendecks hat die Lenormand Symbole so dargestellt, wie ich sie fühle. Deshalb habe ich ein eigenes Kartendeck gestaltet, das die Symbole genauso darstellt, wie ich sie in mir wahrnehme.
Sonja: Was ist typische Kritik oder Abwehrhaltung gegen das Kartenlegen, denen du oft begegnest?
Patrick: Die typischen Vorurteile sind natürlich geprägt vom Bild der Jahrmarkt Wahrsagerei und dem grundsätzlichen Unglauben an eine geistige Welt.
Sonja: Wie überzeugst du Menschen vom Kartenlegen? Hast du einen Trick?
Patrick: Ich habe gar nicht die Absicht Menschen vom Kartenlegen zu überzeugen. Ich möchte lediglich den Menschen, die den Wunsch Kartenlegen zu lernen in sich tragen, die Möglichkeit und das Wissen bieten, dies umzusetzen.